Die Kunst
des Krieges
Italien
hinter der Parade
Manlio Dinucci
Das
Ereignis am 2. Juni (der Tag, an dem Italien 1946 eine Republik wurde) war
keine Militärparade, nicht einmal eine Parade, sondern ein „Rückblick“, laut dem
Verteidigungsministerium, das sie ausgerichtet hat (der letzte Akt von Minister
Pinotti).
Die Parade
bei den Fori Imperiali – vor der neu eingesetzten Regierung – wurde symbolisch
von 330 Bürgermeistern, die die zivile Gesellschaft repräsentieren eröffnet,
gefolgt von allen Sektoren der Streitkräfte, um das „Fest der Italiener –
vereint für das Land“ zu feiern.
In seiner
Botschaft drückte der Präsident der Republik Mattarella den Streitkräften den
Dank des italienischen Volkes aus, für
„den wertvollen Einsatz, den sie in vielen Krisenregionen der Welt leisten, um
die Bevölkerungen, die unter bewaffneten Konflikten leiden“ zu helfen. Einsätze,
die auf „unserer Verfassungsurkunde, Architrav [Stützbalken] der Institutionen
und grundlegender Maßstab für alle“ basieren.
Als die
Militäreinheiten paradierten, listeten die Ansager die Militäreinsätze auf, an
denen italienische Streitkräfte in über 20 Ländern beteiligt sind. Vom Kosovo
bis Irak und Afghanistan, vom Libanon bis Lybien und Lettland, von Somalia bis
Dschibuti und Niger. Mit anderen Worten, sie führten Kriege und andere Militäroperationen
auf, an denen Italien teilgenommen hat und noch immer teilnimmt, in Verletzung
seiner eigenen Verfassung, im Rahmen der aggressiven Expansionsstrategie der
USA/NATO.
Die Anzahl
der Militäroperationen im Ausland, an denen Italien beteiligt ist, wächst ständig.
Am 5. Juni begannen italienische Jagdbomber Eurofighter Typhoon, im Namen der
NATO, gemeinsam mit Einheiten der griechischen Luftwaffe den Luftraum von
Montenegro, dem neuesten Mitglied der Allianz, zu „beschützen“. Italienische
Jagdbomber „schützen“ bereits den Luftraum von Slowenien, Albanien und Estland
vor der „russischen Bedrohung“.
Italienische
Kriegsschiffe bereiten sich darauf vor, in den Pazifik auszulaufen, wo sie an der RIMPAC 2018, der größten Marineübung
der Welt, teilnehmen werden. 27 Länder werden unter dem Kommando der USA mit
ihrer Marine an der Übung teilnehmen, die gegen China gerichtet ist (das von
den USA der „Expansion und Nötigung“ im Südchinesischen Meer beschuldigt wird).
Italienische
Spezialkräfte nahmen in Niger an einer von der Europäischen Union finanzierten Übung
des Afrikanischen Kommando der Vereinigten Staaten [AFRICOM] teil, in der ca.
1.900 Soldaten aus 20 afrikanischen Ländern ausgebildet wurden.
In Niger,
wo die USA in Agadez einen großen Stützpunkt für bewaffnete Drohnen und
Spezialeinheiten aufbaut, bereitet Italien den Bau einer Basis vor, der
zunächst 470 Soldaten, 130 Militärfahrzeuge und zwei Flugzeuge aufnehmen soll.
Der offizielle Zweck der Operation, die von der Opposition innerhalb der
nigerianischen Regierung behindert wird, besteht darin, Niger und seinen
Nachbarländern im Kampf gegen den Terrorismus zu helfen. Der wahre Zweck liegt,
im Windschatten Frankreichs und der Vereinigten Staaten, in der militärischen
Kontrolle über eine rohstoffreiche Region – Gold, Diamanten, Uran, Koltan, Öl
und viele weitere – von denen nicht einmal Brosamen an die Bevölkerung gehen,
die überwiegend in extremer Armut lebt. Als Ergebnis wächst die soziale
Spannung und in der Folge auch der Migrationsstrom in Richtung Europa.
Die neue
Regierung beabsichtigt “unsere Präsenz in internationalen Missionen im Hinblick
auf ihre tatsächliche Bedeutung für die nationalen Interessen neu zu bewerten”.
Dazu ist es jedoch nötig festzulegen, was das nationale Interesse ist. Das heißt, ob Italien in einem von den USA und
den führenden europäischen Mächten dominierten Kriegssystem bleiben sollte,
oder entscheidet, ein souveränes und neutrales Land zu sein, das auf den
Prinzipien seiner Verfassung basiert.
Innenpolitik
und Außenpolitik sind zwei Seiten derselben Medaille: Es kann keine wirklich
Freiheit zuhause geben, wenn Italien, in Verletzung des Artikels 11, Krieg als
Instrument nutzt, um die Freiheit anderer Völker anzugreifen.
(il manifesto, 5. Juni 2018)
Artikels 11:
Italien lehnt Krieg als ein Instrument des Angriffs auf die Freiheit anderer Völker und als ein Mittel zur Beilegung internationaler Konflikte ab; es stimmt unter den Bedingungen der Wechselseitigkeit mit den anderen Staaten den Beschränkungen der Souveränität zu, die für eine Ordnung notwendig sind, die Frieden und Gerechtigkeit zwischen den Nationen gewährleistet; es erweckt und begünstigt internationale Organisationen, die dieses Ziel verfolgen.
Übersetzung: K.R.
NO WAR NO NATO
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