Die US-Strategie
und was uns der Gaspipeline-Krieg kostet
von Manlio Dinucci
Obwohl sie in einem verworrenen
Kampf um die Amtsenthebung von Präsident Trump gefangen waren, legten
Republikaner und Demokraten im Senat die Waffen nieder, um quasi einstimmig für
die Verhängung schwerer Sanktionen gegen die Unternehmen zu stimmen, die am Bau
von North Stream 2, der Verdoppelung der Gaspipiline, die russisches Gas durch
die Ostsee nach Deutschland liefert, beteiligt sind. Die Hauptopfer waren die
europäischen Unternehmen, die das 11-Milliarden-Dollar-Projekt mit dem
russischen Unternehmen Gazprom mitfinanziert hatten. Das Projekt ist nun zu 80
% abgeschlossen. Auch das österreichische Unternehmen Omy, die
britisch-niederländische Royal Dutch Shell, die französische Engie, die
deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall, die italienische Saipem und die
schweizerische Allseas sind an der Verlegung der Pipeline beteiligt.
Die Verdoppelung der North Stream
erhöht die Abhängigkeit Europas von russischem Gas, warnen die Vereinigten
Staaten. Sie sind vor allem darüber besorgt, dass die Gaspipeline - durch die
Durchquerung der Ostsee in den Gewässern Russlands, Finnlands, Schwedens und
Deutschlands - die Visegrad-Länder (Tschechien, Slowakei, Polen und Ungarn),
die baltischen Staaten und die Ukraine umgeht. Mit anderen Worten, die
europäischen Länder, die über die NATO (zu der wir Italien hinzufügen müssen)
die engsten Verbindungen zu Washington haben.
Das Ziel für die USA ist nicht
wirtschaftlicher, sondern strategischer Natur. Dies wird durch die Tatsache
bestätigt, dass die Sanktionen gegen North Stream 2 im National Defense Authorization Act enthalten sind, dem Genehmigungsgesetz zur nationalen Verteidigung, das dem
Pentagon für das Haushaltsjahr 2020 die kolossale Summe von 738 Milliarden
Dollar für neue Kriege und neue Waffen (einschließlich Weltraumwaffen)
übergibt, zu denen noch weitere Posten hinzukommen, die die Militärausgaben der
USA auf etwa 1.000 Milliarden Dollar bringen. Die Wirtschaftssanktionen gegen
North Stream 2 sind Teil einer politisch-militärischen Eskalation gegen
Russland.
Eine weitere Bestätigung findet
sich in der Tatsache, dass der US-Kongress nicht nur Sanktionen gegen North
Stream 2, sondern auch gegen Turkish-Stream beschlossen hat, das in seiner
letzten Phase der Realisierung russisches Gas über das Schwarze Meer nach
Ost-Thrakien, dem kleinen europäischen Gebiet der Türkei, bringen wird. Von
dort aus soll russisches Gas über eine weitere Pipeline nach Bulgarien, Serbien
und andere europäische Länder geliefert werden. Dies ist der russische
Gegenschlag zur US-Aktion, der es gelang, die South Stream-Pipeline 2014 zu
blockieren. South Stream sollte Russland durch das Schwarze Meer mit Italien
und auf dem Landweg mit Tarvisio (Udine) verbinden. Italien wäre somit zu einem
Umschlagsplatz für Gas in der EU geworden, was erhebliche wirtschaftliche
Vorteile mit sich gebracht hätte. Die Obama-Administration konnte das Projekt
in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union ruinieren.
Das Unternehmen Saipem
(italienische Eni-Gruppe), das erneut von den US-Sanktionen gegen North Stream
2 betroffen war, wurde von der Blockade von South Stream schwer getroffen - es
verlor 2014 Aufträge im Wert von 2,4 Milliarden Euro, zu denen noch weitere
Aufträge hinzugekommen wären, wenn das Projekt fortgesetzt worden wäre. Doch
damals protestierte weder in Italien noch in der EU jemand gegen die Beerdigung
des von den USA organisierten Projekts. Nun sind deutsche Interessen im Spiel,
und in Deutschland und in der EU werden kritische Stimmen gegen die US-Sanktionen
gegen North Stream 2 laut.
Es wird nichts darüber gesagt,
dass die Europäische Union dem Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den
USA zugestimmt hat, einem Extrakt aus bituminösem Schiefer durch die
zerstörerische Technik der hydraulischen Frakturierung (Fracking). Um Russland
zu schaden, versucht Washington, seine Gasexporte in die EU zu reduzieren und
die europäischen Verbraucher zu verpflichten, die Rechnung zu bezahlen. Seit
Präsident Donald Trump und der Präsident der Europäischen Kommission,
Jean-Claude Juncker, im Juli 2018 in Washington die Gemeinsame Erklärung vom 25. Juli: Die Europäische Union importiert verflüssigtes Erdgas (LNG) unterzeichnet hat die EU ihre LNG-Importe aus
den USA verdoppelt, wobei sie die Infrastrukturen mit einem Anfangsaufwand von
656 Millionen Euro mitfinanziert hat. Dies hat die europäischen Unternehmen
jedoch nicht vor den Sanktionen der USA bewahrt.
il manifesto, 17. Dezember 2019
Übersetzung: K.R.
ERKLÄRUNG VON FLORENZ
FÜR EINE INTERNATIONALE NATO-AUSTRITTS-FRONT
Manlio Dinucci
Geograph und Geopolitiker. Seine neuesten Bücher sind Laboratorio di geografia, Zanichelli 2014 ; Diario di viaggio, Zanichelli 2017 ; L’arte della guerra / Annali della strategia Usa/Nato 1990-2016, Zambon 2016, Guerra Nucleare. Il Giorno Prima 2017; Diario di guerra Asterios Editores 2018, Premio internazionale per l'analisi geostrategica assegnato il 7 giugno 2019 dal Club dei giornalisti del Messico, A.C.
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