„DIE KUNST DES KRIEGES"
3.000 Milliarden Dollar
in das Fass ohne
Boden von Afghanistan
von Manlio Dinucci
In der Londoner
Erklärung [1] haben die 29 Mitgliedsstaaten der NATO „das Engagement für die
Sicherheit und die langfristige Stabilität Afghanistans“ bekräftigt. Eine Woche
später gelang es der Washington Post, auf der Grundlage des Freedom of
Information Act (bei dem je nach politischer Notwendigkeit eine Reihe von älterer
Leichen aus dem Keller geholt wurden), die Freigabe von 2.000 Seiten aus
Dokumenten zu erzwingen, die zeigen, dass „die US-Beamten die Öffentlichkeit
über den Krieg in Afghanistan getäuscht haben“ [2]. Im Grunde verbargen sie
seine katastrophalen Auswirkungen, einschließlich der wirtschaftlichen Effekte,
eines Krieges, der sich seit 18 Jahren hinzieht.
Die
interessantesten Daten, die sich herauskristallisieren, sind die über die
wirtschaftlichen Kosten. 1.500 Milliarden Dollar wurden für militärische
Operationen ausgegeben, eine Zahl, die „undurchsichtig“ bleibt - oder mit
anderen Worten, unterschätzt - niemand weiß, wie viel die Geheimdienste für den
Krieg ausgegeben haben oder die tatsächlichen Kosten der Dienstleister, der für
den Krieg rekrutierten Söldner (derzeit etwa 6.000).
Da „der Krieg
mit geliehenem Geld finanziert wurde“", sind die aufgelaufenen Zinsen auf
500 Milliarden gestiegen, was die Gesamtausgaben auf 2.000 Milliarden Dollar
bringt. Hinzu kommen weitere Posten: 87 Milliarden für die Ausbildung der
afghanischen Streitkräfte, 54 Milliarden für den „Wiederaufbau“, von denen ein
großer Teil „durch Korruption und gescheiterte Projekte verloren ging“.
Mindestens 10 Milliarden mehr wurden für den „Kampf gegen den Drogenhandel“ ausgegeben, mit dem triumphalen Ergebnis einer
stark gestiegenen Opiumproduktion - heute liefert Afghanistan 80 % des Heroins
auf dem Weltmarkt.
Mit den Zinsen,
die sich weiter anhäufen (im Jahr 2023 werden sie auf 600 Milliarden ansteigen)
und den Kosten für die laufenden Operationen übersteigen die Ausgaben leicht
2.000 Milliarden. Wir müssen auch die Kosten für die medizinische Versorgung
der Veteranen berücksichtigen, die mit schweren Wunden oder invalide aus dem
Krieg zurückkehren. Bislang wurden bereits 350 Milliarden Dollar für diejenigen
ausgegeben, die in Afghanistan oder im Irak gekämpft haben, und diese Summe
wird in den nächsten 40 Jahren auf 1.400 Milliarden Dollar steigen. Da die
Hälfte dieser Summe für die Veteranen Afghanistans ausgegeben wird, betragen
die Kosten des Krieges für die USA mehr als 3.000 Milliarden Dollar.
Nach 18 Jahren
Krieg und einer nicht zu beziffernden Anzahl von zivilen Opfern sind die
Ergebnisse auf militärischer Ebene wie folgt: „Die Taliban kontrollieren einen
großen Teil des Landes, und Afghanistan bleibt eine der größten Quellen von
Flüchtlingen und Migranten“. Die Washington Post kommt daher zu dem Schluss,
dass die freigegebenen Dokumente „die brutale Realität der Fehler und des
Scheiterns der amerikanischen Bemühungen um die Befriedung und den Wiederaufbau
Afghanistans“ offenbaren.
Auf diese Weise
täuscht die prestigeträchtige Nachrichtenagentur, die die Art und Weise
erklärt, in der die US-Beamten „die Öffentlichkeit getäuscht haben“, nun erneut
die Öffentlichkeit, indem sie den Krieg als „die amerikanischen Bemühungen um
die Befriedung und den Wiederaufbau Afghanistans“ darstellt. Das wahre Ziel des
von den USA geführten Krieges in Afghanistan, an dem sich die NATO seit 2003
beteiligt, ist die Kontrolle dieser Region, die von größter strategischer
Bedeutung ist - an der Schnittstelle zwischen dem Nahen Osten, Mittel-, Süd-
und Ostasien , insbesondere unter Berücksichtigung der Nähe von Russland und
China.
Auch Italien
beteiligt sich an diesem Krieg unter amerikanischem Kommando, da das Parlament
im Oktober 2002 die Lieferung eines ersten Militärkontingents ab März 2003
genehmigt hat. Die Kosten für Italien, die wie in den USA aus der Staatskasse
bezahlt werden, werden auf etwa 8 Milliarden Euro geschätzt, zu denen noch
verschiedene andere Kosten hinzukommen. Um die von den Kürzungen der
Sozialausgaben stark betroffene Bevölkerung davon zu überzeugen, dass weitere
Summen für Afghanistan notwendig sind, wird ihr gesagt, dass das Geld zur
Gewährleistung besserer Lebensbedingungen für das afghanische Volk verwendet
wird. Und die Brüder des Sacro Convento von Assisi überreichten Präsident
Mattarella die „Friedenslampe von San Francesco“ und erkannten damit an, dass „Italien
mit seinen Missionen und seinen Soldaten aktiv an der Förderung des Friedens
überall in der Welt mitwirkt“.
il manifesto,
17. Dezember 2019
Übersetzung:
K.R.
ERKLÄRUNG VON FLORENZ
FÜR EINE INTERNATIONALE NATO-AUSTRITTS-FRONT
Manlio Dinucci
Geograph und Geopolitiker. Seine neuesten Bücher sind Laboratorio di geografia, Zanichelli 2014 ; Diario di viaggio, Zanichelli 2017 ; L’arte della guerra / Annali della strategia Usa/Nato 1990-2016, Zambon 2016, Guerra Nucleare. Il Giorno Prima 2017; Diario di guerra Asterios Editores 2018, Premio internazionale per l'analisi geostrategica assegnato il 7 giugno 2019 dal Club dei giornalisti del Messico, A.C.
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